Dienstag, 3. Februar 2015
Kalbach. Abseits der bekannten Wintersportgebiete in der Rhön, im südlichen Zipfel des Landkreises Fulda, betreibt der „Verein der Skifreunde Oberkalbach“ einen Skilift. Bei mindestens zehn Zentimeter Schneehöhe auf frostiger Unterlage wird der gut 350 Meter lange Tellerlift mit etwa 65 Höhenmetern für die Wintersportbegeisterten in Be-trieb gesetzt.
Anfänger und Könner, Kinder wie Erwachsene, kommen hierher, um die Anfänge des Skifah-rens zu erlernen oder sich in familiärer Atmosphäre auf ihren Urlaub in den Bergen einzu-stimmen. Die zweite große Gruppe der Wintersportler am Nordhang des Frauensteins sind die Rodler, die hier ebenfalls optimale Bedingungen vorfinden. Die Gäste kommen aus der Großgemeinde Kalbach, dem Altkreis Schlüchtern, aber auch aus Hanau und dem Rhein-Main-Gebiet, schließlich sorgen die 17 Mitglieder des Vereins für möglichst optimale Verhält-nisse. Eine eigens angeschaffte Pistenwalze bereitet die Abfahrt für die Skifahrer vor, die von unten betrachtet links des Schlepplifts ihrem Vergnügen nachgehen, während die Rodler auf der rechten Seite talabwärts sausen können. In die Quere kommt man sich hier nicht, dafür aber ins Gespräch. Zum Aufwärmen oder Umziehen trifft man sich in der Schutzhütte, die gleichzeitig als Unterstellplatz für die Pistengeräte wie den „Ski-Doo“ Motorschlitten dient. Dieser kommt immer dann zum Einsatz, wenn am Lift etwas repariert werden muss, oder für den seltenen Fall, dass sich einer der Wintersportler verletzt und selbst nicht mehr die gut 400 Meter lange Abfahrt bewältigen kann.
„Wir hoffen auf noch mehr Schnee und vor allen Dingen Frost, damit wir eine stabile Unterla-ge erhalten“, erklärt der 2. Vorsitzende der Skifreunde Oberkalbach, Reinhard Anders, und schaut ein wenig sorgenvoll auf das Thermometer, das in diesem Winter bislang eher auf Tauwetter stand. Schließlich ist der kleine Berg nur 600 Meter hoch, nicht zu vergleichen mit anderen Skigebieten in der Region, die höher sind und in denen Schneekanonen für die nö-tige Schneeauflage sorgen können.
Nicht zu vergleichen ist auch die Konstellation der Betreiber. „Wir sind die Nachkommen der ehemals 27 Gründerväter, von denen jeder für diesen Skilift, der Anfang der 70er-Jahre in Betrieb genommen wurde, einen finanziellen Beitrag eingebracht hat. Geld verdient haben schon die Altvorderen nicht, aber wir teilen den Idealismus unserer Vorfahren“, sagt Anders mit einem Schmunzeln. Die Mitglieder im Verein würden sich eher als Interessensgemein-schaft sehen, so der 2. Vorsitzende, schließlich habe bislang keiner der Beteiligten auch nur einen Cent seiner Einlage je wiederbekommen. „Wir sind irgendwie immer am Investieren. Die Tellerlifte wurden bereits einmal erneuert, notwendige Pistengeräte angeschafft oder die Schutzhütte gebaut.“
Das Grundstück hat der Verein auf 99 Jahre von der Gemeinde Kalbach gepachtet, die Prei-se für das Skivergnügen sind mehr als moderat, und wenn wirklich mal Geld übrig bleibt, wird dies in die Instandhaltung gesteckt. „Wir haben eine Rücklage gebildet, die nicht ange-tastet wird und die wir nur für Reparaturen einsetzen“, sagt der Oberkalbacher. Die laufen-den Kosten von etwa 2.000 Euro pro Jahr für TÜV, Versicherung und Strom können nur er-wirtschaftet werden, wenn der Lift in der Saison mindestens drei bis vier Wochen in Betrieb ist. „Wir haben von montags bis freitags ab 16 Uhr geöffnet, an Samstagen und Sonntagen ab 11 Uhr. Da müssen alle irgendwie mal ran, die Mitglieder des Vereins, ihre Familien und einige freiwillige Helfer. Bei uns ist jede Menge ehrenamtlicher Einsatz gefragt“, weiß Anders aus Erfahrung.
Durch das vorhandene Arbeitslicht ist die Piste gut genug ausgeleuchtet, so dass auch in der Abenddämmerung noch gefahren werden kann. „Jetzt müsste es nur noch richtig schneien und die weiße Pracht auch mal ein paar Wochen liegen bleiben, dann könnte es losgehen. Schließlich stehen wir selbst und viele unserer Stammgäste schon seit geraumer Zeit in den Startlöchern“, sagt der 2. Vorsitzende des „Vereins der Skifreunde Oberkalbach“.
Zum Bild: Der 2. Vorsitzende Reinhard Anders hofft auf weitere Schneefälle, damit der Frauensteinlift endlich in Betrieb gehen kann.